Das Verhältnis zwischen Stadt und Landschaft ist auch im verstädterten Industriedorf Amriswil ambivalent. Ein von drei Strassen beschnittenes Dreiecksareal liegt weit vorgerückt am südwestlichen Siedlungsrand. Umspült von Ausläufern des Siedlungsbreis, grossen Freizeitanlagen und Landwirtschafts-Idyll sowie beschallt von einer Verkehrsachse, verlangte es nach einem selbständigen Regelwerk auf «grüner Wiese». Züst Gübeli Gambetti präsentierten ein für die geforderte Dichte erstaunlich fein austariertes Siedlungsmuster mit acht Baukörpern. Ihr Eingriff spiegelt den Kreuzungspunkt verschiedener ortsbaulicher Bezüge.
Die kubisch zergliederten Bauten sitzen in der Wiese und artikulieren eine selbstbewusste Haltung zur Urbanisierung der Landschaft. Sie basieren auf einem dreiblättrigen Grundtyp, der je nach Lage in Form und Ausdehnung variiert. Durch präzise Modulationen und Versätze wird ein städtebaulich prägnantes Cluster entwickelt, das mit durchlässigen, gleichwohl klaren Raumkanten auf den Kontext reagiert – und ins Innere hinein mit vielgestaltigen Raumsequenzen und Plätzen. Die Verzahnung mit dem nördlichen Quartier wird gefestigt durch eine Rückstaffelung in der Höhe, was sanfte Übergänge schafft.
Zur Hauptstrasse richten sich die Bauten sechsgeschossig auf. Clever konzipiert mit Maisonette-Einheiten im Erdgeschoss ermöglichen sie eine Siedlung ohne weiteren baulichen Lärmschutz. Sowieso profitieren alle Wohnungen aufgrund ihrer speziellen Anlage und geringen Gebäudetiefen von einer dreiseitigen Orientierung und optimalen Besonnung. Innen wie Aussen entstehen immer wieder neue Raumabfolgen sowie Aus- und Durchsichten, was ein Gefühl von Weitläufigkeit schafft. Die Bebauung passt sich jeder Arealecke massgeschneidert an, während eine Abfolge schön gestalteter Aussenräume alles verbindet. Trotz der situativ differenzierten Volumina wirkt die Überbauung als stimmige Einheit. (mc)