Immer mehr Altbauten müssen auch am Zürichberg im Zeichen der Verdichtung weichen. Umso glücklicher empfand Züst Gübeli Gambetti die Aufgabe, ein Stadthaus von 1914 zu sanieren und für das angrenzende Gartengrundstück einen passenden Neubau vorzusehen. Beim Entwurf liess man sich von der bürgerlichen Wohnatmosphäre des Viertels leiten. Entstanden ist ein Bau, der über einen Fächer an Reminiszenzen mit seinen gründerzeitlichen Nachbarn verbunden ist. Einer der Mass nimmt, ohne sich anzubiedern.
Mit seiner klassischen Dreiteilung, der feinen Detaillierung der Fassade sowie dem Spiel mit Mansardendach und Gauben wirkt der Neubau ganz selbstverständlich in das historische Umfeld eingearbeitet. Auf den zweiten Blick springen die französischen Fenster und vorgefertigten Betonelemente ins Auge. Sie gliedern die Fassade und paraphrasieren Gewände und Gesimse in zeitgenössischer Sprache. Auch das Innere ist eine Interpretation bürgerlicher Wohnkultur. Herzstück jeder Etagenwohnung ist eine zentrale Eingangshalle, die diesen Namen auch verdient: Mit 25 m2 und Kamin ausgestattet, übernimmt sie die Funktion eines eigentlichen Zimmers.
Auch sonst knüpft der Neubau an das Kammersystem gründerzeitlichen Wohnens an. Angedeutete Enfiladen, Durchblicke und Raumzugänge über die Diagonale bereichern die Wohnungen. Die Eckbalkone mit Vorhängen sind echte Raumerweiterungen und rufen Erinnerungen an die Veranden der Jahrhundertwende wach. Die Sorgfalt, die auf die Materialisierung verwendet wurde, ist auch bei der Altbausanierung zu spüren. Sie sollte das Exemplarische wieder sichtbar machen, ohne auf heutigen Komfort zu verzichten. An geeigneter Stelle wurde ein Lift eingebaut, während Täfer, Türen und Einbauten eine Auffrischung erfuhren. (mc)