Der Erneuerungsbedarf einer 1980er-Siedlung sowie das Verdichtungsgebot der Stunde erforderten eine kluge Strategie: Statt alles der Abrissbirne preiszugeben, entwickelten Züst Gübeli Gambetti in einem inspirierenden Prozess mit dem Bauherrn ein Projekt, bei dem punktuelle Interventionen den Bestand aufwerten. Anders als das oft austauschbare Bild ewiggleicher Wohnblöcke kündet die neu sanierte Siedlung von grossem Beziehungs- und Detailreichtum, während ein absoluter Gestaltungswille Alt und Neu zur kommunikativen Gestalt zusammenbindet.
Bereits mit wenigen Eingriffen an den Eingangsfronten der Bestandszeilen wird das Versprechen eingelöst: Neu gibt es kein Vorne oder Hinten mehr und auch das Abstandsgrün ist einem Gemeinschaftshof gewichen. An den Enden setzen zwei Ersatzneubauten je einen Punkt: Mit Kleinwohnungen und Lift bestückt, ergänzen sie das Wohnangebot. Je ein Betonpfeiler – elementar und verfeinert zugleich – schultert die neuen Häuser. Darüber betonen geschuppte Brüstungsbänder und ausgreifende Balkone allseitige Zugewandtheit. In ihrem Innern wirkt ein Atrium – gekleidet in heitere Farbigkeit und mit Durchblicken in die Wohnungen – als kommunikatives Bindeglied zwischen den Sphären.
Die neuen Wohnungen basieren auf einer Kammerstruktur zunehmender Privatheit. Es sind Räume, in denen man sich auch ohne Möbel eingerichtet fühlt: Fensterbegleitende Holzbänke, sechseckige Stützen, Böden mit Intarsien und Schreinerarbeiten vermitteln Liebe zum Detail und das Gefühl, «zuhause» zu sein. Beim Bestand blieb es bei kleinen, hochwertigen Eingriffen. In den Küchen dominiert neu ein grosses Kastenfenster, das auch als Sitzbank dient. Die Küchenzeile wurde ins Esszimmer verlängert, welches sich via Flügeltüre in den Wohnbereich erweitert. Und statt der «Abfallsack-Balkone» sorgen nun Logenplätze für lustvolle Frühstücks-Momente. (mc)