Angrenzend an die Schulanlage Kronenwiese erhält eine Kapelle aus dem Jahre 1900 ein neues Gesicht: Bereits 1904 zum Kindergarten transformiert, erfuhr das einstige Gotteshaus über die Jahrzehnte ein Konglomerat von An- und Umbauten. Nun hängen diese wie Trauben an der Westfassade und verleihen ihm einen höchst profanen Ausdruck. Ebenso lassen der einst hohe Kapellraum, der einem Zwischengeschoss zum Opfer fiel, wie auch die gekappten Rundbogenfenster keinerlei sakrale Anmutung aufkommen. Künftig sollen nun ein sinnfälliges Sanierungs- und Erweiterungskonzept den örtlichen Musikschulbetrieb unter einem Dach vereinen und den Schleichweg zum Schulhaus legitimieren.
Züst Gübeli Gambetti entwarfen einen Annexbau als Antwort auf die gleichförmige Heterogenität des Kontexts, in der sich der Baukörper changierend verhält. Durch seine expressive, ausgreifende Geste und die funktionale Zuordnung des Eingangs ist er nun klar als Ort des Ankommens definiert: Das Volumen ist ein architektonisches Zeichen und nimmt Foyer, Erschliessung, einen Schulraum sowie Schulleiter- und Lehrerzimmer auf. Dennoch bleibt er über seine Materialisation und Dachfläche eng mit dem Altbau verwoben.
Innen setzt sich die starke Geometrie fort, woraus sich frappierende Details ergeben: Die Räume im Obergeschoss erreicht man über eine skulptural inszenierte Treppe. Angelpunkt oben ist ein zentraler Raum, um den sich das Unterrichtsleben kaleidoskopisch dreht. Trotz gewisser Dramatik wirken die sechs Kabinette intim – ihre Dachschrägen und schiefzulaufenden Wände sind der Akustikverbesserung geschuldet. Herzstück der einstigen Kapelle bleibt der von Bausünden befreite Musiksaal im Erdgeschoss, wo rekonstruierte Rundbogenfenster, neue Deckengewölbe, Holztäfer sowie raumhohe Vorhänge eine ebenso wohnlich-heitere Atmosphäre versprühen. (mc)