Auch am Zürichberg haben sich Ersatzneubauten als probates Mittel zu Verdichtungszwecken etabliert. Nachdem Durchgrünung und Weite den besonderen Reiz des Quartiers ausmachen, lag ein spezielles Augenmerk von Züst Gübeli Gambetti darauf, diese Qualität auch auf das Grundstück zu übertragen. Man entschied sich deshalb bewusst gegen das Hermetische, das ein strassenbegleitender «Riegel» mit sich bringen würde. Stattdessen sorgt jetzt ein Punkthaus ohne klare Vorder- und Rückseite für allseitig vermittelnde Gesten.
Der Bau wird als Implantat aufgefasst, das frei im Garten steht und präzise auf Lage und Nachbarschaften Bezug nimmt. Eine Nelke mit ihren gezackten Rändern wurde denn auch zur Metapher für die Grundrissfigur. Das stark gegliederte Gebäudevolumen unterstreicht die Orientierung auf alle Seiten hin, während es zugleich Belichtung und Wohnqualität fördert. Die zwölf Wohnungen werden seitlich über das Gartengeschoss erschlossen. Auf diese Weise kann das Treppenhaus ins Innere des Baukörpers verlegt und die ganze Fassade für Wohnzwecke freigespielt werden.
Überhaupt wurde eine Grundrisstypologie entwickelt, die das Wohnen auf spezifische Weise thematisiert. Das beginnt mit dem Motiv des Entrées anstelle eines Korridors. Raumabfolgen und Diagonalbezüge gliedern die Wohnung ganz selbstverständlich in verschiedene Bereiche. Dem Wohnraum vorgelagert sind eine offene Küche sowie eine ergänzende Loggia, was trotz ineinandergreifender Raumkonstellation eine filternde Wirkung hat. Die räumliche Staffelung bringt weitere Vorteile: Eckfenster und Erker lenken den Blick aus den Wohnungen in die Weite und steigern die Wohnlichkeit, was einen Rückzug ins Private begünstigen dürfte. (mc)