Fluntern ist geprägt von Gründerzeitvillen und Mehrfamilienhäusern des 20. Jahrhunderts: viel Grün und Weitsicht machen seinen Reiz aus. Neuerdings wird die Kreuzung oberhalb des Kinderspitals von einem eigenwilligen Backsteinbau besetzt. Er ersetzt ein baufälliges Dreifamilienhaus aus den 1930ern. Dem geschwungenen Strassenverlauf folgend, drängt sich der neue Zaungast mal schmal-, mal breitseitig ins Blickfeld, um am Kreisel besondere Präsenz zu markieren. Ein Staffelgeschoss schöpft den Spielraum in der Höhe aus: Das Haus ist baurechtlich aus zwei Teilen modelliert, die – um ein Geschoss versetzt – sich die Hangkante zunutze machen.
Tatsächlich fügt sich die freie Figur wie ein Passstück in die lockere Bebauung ein. Erkerartig vorspringende Loggien schaffen einen allseitigen Bezug zur Nachbarschaft. Ebenso entstehen Aussenbereiche auf unterschiedlichen Niveaus. Den Auftakt ins Innere macht eine hohe Eingangshalle, in die man via Breitseite gelangt. Die beiden durch die Treppe verwobenen Hausteile beherbergen insgesamt sieben Wohnungen spezieller Prägung. Dabei bringt die polygonale Grundform in Kombination mit einem sorgsam assemblierten Kammersystem und offenen Zonen spannende Raumkonstellationen hervor.
Die den Wohnräumen teils vorgelagerten, teils eingeschriebenen Logenplätze offerieren nicht nur bildhafte Aussichten, sondern auch Diskretion. Punktuelle Blumengitter werden sie bald in lauschige Lauben verwandeln und an die beschauliche Wohnarchitektur der 1950er erinnern. Überhaupt bediente man sich Aussen bewusst einer traditionellen Sprache: Angesichts der heterogenen Nachbarschaft verhält sich der Baukörper changierend, nicht nur, was die Vagheit seiner Kontur anbelangt. In seiner Erscheinung greift er zurück auf vertraute Elemente wie Lochfassade, tektonische Gliederung, Erker sowie dauerhaften Klinkerstein. (mc)