Das Citygebiet um den Mythenquai ist in Bewegung. Ausgehend von den grossen Versicherern, die als Magnet für andere Dienstleister wirkten, präsentiert es sich als geschäftiges Quartier, in dem Tausende arbeiten – meist hinter undurchdringlichen Fassaden. Die Erweiterungspläne der Hauptsitze werden diese Tendenz noch verstärken und damit das Nebeneinander grosser Repräsentations- und einzelner Wohnbauten. Der Anspruch von Züst Gübeli Gambetti war deshalb nichts Geringeres, als im Kleinen einen Paradigmenwechsel herbeizuführen.
Der Neubau sollte dem Expansionsdrang der Dienstleister einen Wohnanteil von wenigstens 80% entgegenstemmen, das Potenzial zum urbanen Katalysator haben und sich trotz relativ geringer Größe angemessen behaupten. Mit dem neuen Baustein an frequentierter Strasse ist ein zarter Anstoß gegeben, dass sich dereinst ein gemischt genutztes Gebäude entwickelt – mit belebender Ausstrahlung aufs Quartier. Dazu ruht das Haus auf einem Sockel, der vieles kann. Er verankert es sensibel mit dem Ort, verknüpft die Etagen und vermittelt mit überhohen, flexibel nutzbaren Wohn- und Gewerbeateliers zum Stadtraum.
Durch den Trick einer austarierten Schnittfigur gelingt es, dass das Haus überall ein angemessenes Gesicht zeigt. Während die niedrigere Rückseite die benachbarten Wohnbauten reflektiert, bringt die Stadtfassade die «Schauseite» zum Ausdruck. Gurtgesimse bilden horizontale Linien, die je zwei Geschosse zusammenfassen und so den Massstab der Geschäftshäuser paraphrasieren. Die klassische Dreiteilung sowie eine reiche Materialisierung verstärken die repräsentative Wirkung. Resultat ist ein vieldeutiges Gebäude, das es schafft, den Vertrautheiten des Ortes neue Bedeutung einzuhauchen. Es ist zu erwarten, dass es mit allen seinen vermittelnden Gesten auch positive Impulse für seine Nachbarn hat. (mc)