Noch liegt das Areal an peripherer Lage; in der verlängerten Achse von Stadtzentrum und «Papieri». Ein Autobahnanschluss sowie die beiden markanten Gebäudekomplexe «OYM» und «Lorzenpark» künden längst von der städtebaulichen Transformation, die nun mittels zweier Bauetappen einen gut durchmischten Abschluss findet.
Das Augenmerk des Entwurfs lag auf einer sorgfältigen Lektüre des Ortes, der die Idee vom «Wohnen im Grünen» bereits in sich trägt. Leitbild war eine parkartige Landschaft als «Vorzimmer» zum üppigen Naturraum der Lorze. Zugleich galt es den punktuellen Lärmbelastungen seitens der Autobahn Rechnung zu tragen. Tatsächlich intendiert die städtebauliche Setzung eine zunehmende volumetrische Auflösung sowie Stärkung der Aussenraumbezüge – bei möglichst ungehinderter Sicht und Besonnung für alle.
Entsprechend werden als Kontrapunkte zu den riesigen Bestandsbauten jenseits der Strasse zwei Ensembles aus Zeilen- bzw. Punktbauten gesetzt. Beiden Clustern ist gemein, dass das Zusammenspiel ihrer Gebäude jeweils einen eigentümlichen Aussenraum definiert, der auch die Adressbildung stärkt.
1. Etappe
In der ersten Etappe im Nordwesten des Areals fassen drei unterschiedlich ausformulierte Zeilenbauten einen grossen Wohnhof. Ihre Höhenstaffelungen zeichnen die Topografie und Wegachsen nach. Das höchste der Gebäude, ein 30-Meter-Haus, setzt seitens des Stadtzentrums kommend einen Schlusspunkt. Von der Autobahn her erscheint es dagegen als prägnanter Auftakt (der ebenso der Lärmabwehr dient).
Trotz verbindender Elemente wie Betonsockel und Lochfassaden treten alle drei Gebäude in unterschiedlicher Manier auf: Während sich hinter den grün gestrichenen Holzfassaden preisgünstiges Wohnen verbirgt, verleiht die Bordeauxrote Eternitverkleidung dem Mietwohnkomplex ein robustes Antlitz. Die Eigentumseinheiten zur Lorze hüllen sich in eine ockerfarbene Kompaktfassade.
2. Etappe
Entlang der Lorzenparkstrasse fügen sich in der zweiten Etappe zwei durch ein Mittelstück verbundene Punktwohnbauten zu einem abgestuften Riegel. In den akzentuierten Ecken zur Strasse sind auf Augenhöhe überhohe Gewerberäume angesiedelt, die die Fussgängerfrequenz erhöhen und den öffentlichen Raum beleben sollen. Im Dazwischen befindet sich eine Reihe Townhouses mit durchgestreckten Wohneinheiten, die eine zusätzliche Wohnform anbieten. Je nach Blickwinkel und Lesart erscheinen die Gebäude an der Strasse entweder als strassenbegleitender Riegel oder – aus der Ferne – auch als Punktbauten.
Richtung Naturraum löst sich das Ensemble in vier freistehende Solitäre mit Miet- und Eigentumswohnungen auf. Diese gruppieren sich um eine alte, geschützte Platane, die auch als Bezugs- und Orientierungspunkt für eine schräg über das Areal verlaufende Wegachse dient. Überhaupt sind die Gebäude hier regelrecht vom Grünraum umspült. Auf ortsspezifische Gegebenheiten reagieren sie teils mit Absenkungen, teils mit überhohen Erdgeschosswohnungen oder speziell ausformulierten Eckzimmern.
Diesen Drei- oder Vierspännern gemein ist zudem eine spielerische Komponente in der Volumetrie, was jedem eine lebhafte Silhouette verleiht: etwa durch Staffelungen, unerwartete Rücksprünge und differenzierte Höhenspiele sowie versetzt angeordnete Balkone, die sich zu Ecktürmen stapeln. Zwei der vier Bauten verfügen über eine doppel- statt nur eingeschossige Attika-Krone, die sich auch farblich von ihrem Träger unterscheiden. Überhaupt wird die Materialisierung je nach Standort unterschieden: Während sich die Gebäude an der Strasse in einem vorvergrauten Holzfassadenkleid zeigen, heben sich die Punktbauten mit Kompaktfassaden in Petrolfarbe mit Ockerakzent obenauf davon ab.
Fazit
Die Arealmitte wird schliesslich von einem Scharnier- oder «Ankergebäude» mit Hotel- und Gastrobetrieb besetzt, dessen explizit nichtgerichtete Erscheinung den Dialog zu allen Seiten sucht. Derart verweben sich die Bebauungsstrukturen beider Ensembles zu einem porösen Gefüge und einer differenzierten Abfolge sich punktuell weitender Räume. Insgesamt erscheint das neue Quartier als charakterstarkes Konzentrat, das zwischen Natur- und urbanem Raum vermittelt und dabei vielfältige Freiräume schafft. (mc)