Ausgangsfrage für den Entwurf war: Was macht es eigentlich aus, dass Bewohner ihren Wohn- oder Arbeitsort als «Heimat» erleben? Zum einen ist es die Verständlichkeit: Nur Orte, die von vielen als «wohnlich» und «vertraut» wahrgenommen werden, können den Rahmen für urbanes Sozialleben bilden. Eine Architektur, die geschätzt und irgendwann sogar als Heimat empfunden wird, bedingt ein Entwerfen entlang der Sehnsüchte und Bedürfnisse ihrer Nutzer – und damit Einfühlungsvermögen in die «Sicht des Laien» sowie ein Interesse am alltäglichen Leben.
Solide Basis für die Nachverdichtung und Umnutzung eines kernstädtischen Areals in Biel bildet daher ein kleinteiliges, gut überschaubares Raumgebilde mit Clustern aus nutzungsoffenen und gemeinschaftlichen Flächen, die auf das Wohnen, Arbeiten und Zusammenleben osmotisch wirken und das Auf- und Nebeneinander fördern. Für punktuelle Stimulation an sinnfälligen Stellen sorgen öffentliche Nutzungen wie ein Café oder Läden für den täglichen Bedarf. Ergänzt wird das Angebot durch zweigeschossige Tiny Houses an der Mattenstrasse, die vor allem junge Familien ansprechen sollen.
Der eigentliche «Baustoff», der den Reiz des Areals ausmacht, ist indes der nicht-gebaute Raum – er verleiht der Anlage ihre Prägnanz. Das Herzstück ist eine «Hoftasche»: Von einem Konzentrat kleiner Wohn- und Gewerbeateliers im Erdgeschoss gerahmt, wird sie zum Ort der Begegnung und des Austauschs. Als ruhigerer Gegenpol wirkt – durch eine Passage erreichbar – ein Wohn- und Spielhof, der zusammen mit dem historischen Brühlhof entsteht. Entlang des Kanals fungiert die Alleepromenade als Boulevard wie auch als weitere Querverbindung. Resultat ist ein dichtes Gefüge unterschiedlicher Typologien, was für soziale Diversität und atmosphärischen Reichtum sorgt. (mc)